Auswirkungen von MiCar auf Schweizer Anbieter von Krypto-Assets

Die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) führt bedeutende regulatorische Änderungen ein, die Schweizer Emittenten und Crypto Asset Service Provider (CASPs) betreffen. Obwohl es sich bei MiCAR um eine EU-Verordnung handelt, hat sie weitreichende Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen, die an der Ausgabe oder dem Angebot von Krypto-Assets für EU-Kunden beteiligt sind. In diesem Artikel wird untersucht, wer betroffen ist, welche Primär- und Sekundärmarktverpflichtungen bestehen und welche Auswirkungen MiCAR auf Schweizer CASPs und Emittenten hat.

Wer aus der Schweiz ist von MiCAR betroffen?

MiCAR gilt für alle natürlichen und juristischen Personen, die an der Emission, dem öffentlichen Angebot und dem Handel von Krypto-Assets in der EU beteiligt sind. Dazu gehören Emittenten von Krypto-Assets, Dienstleister und CASPs, die innerhalb der EU tätig sind oder zu operieren beabsichtigen.

Schweizer Emittenten und CASPs müssen die Anforderungen von MiCAR einhalten, wenn sie Kunden mit Sitz in der EU Krypto-Assets anbieten. Auch wenn die Aktivitäten von ausserhalb der EU durchgeführt werden, erfordert der breite Geltungsbereich der Verordnung die Einhaltung der Vorschriften durch Unternehmen, die auf den EU-Markt abzielen. Das bedeutet, dass Schweizer Unternehmen die MiCAR-Anforderungen kennen und einhalten müssen, um rechtliche und finanzielle Auswirkungen zu vermeiden.

Welche Krypto-Assets werden nicht von MiCAR abgedeckt?

MiCAR umfasst nicht alle Krypto-Assets und ergänzt bestehende Vorschriften. Bestimmte Unternehmen sind ebenfalls nicht abgedeckt, beispielsweise Unternehmen, die Krypto-Asset-Dienstleistungen ausschliesslich für ihre Konzernunternehmen anbieten. Zu den wichtigsten Ausnahmen im Rahmen von MiCAR gehören:

Krypto-Assets, die gemäss MiFID II als Finanzinstrumente eingestuft sind

Krypto-Assets, die der bestehenden Finanzregulierung unterliegen
Einzigartige, nicht fungible Krypto-Assets (NFTs): Diese sind ausgeschlossen, es sei denn, ihre tatsächliche Gestaltung stuft sie im Rahmen der behördlichen Prüfung anders ein.
Krypto-Assets ohne identifizierbaren Emittenten (z. B. Bitcoins): Diese sind von bestimmten Titeln von MiCAR ausgenommen, nicht jedoch von der Regulierung der Dienstleister in Bezug auf diese Vermögenswerte.

Wann sind CASPs nicht von MiCAR betroffen?

CASPs sind nur dann von MiCAR betroffen, wenn sie ihre Dienstleistungen ausserhalb der Schweiz und für Kunden ausserhalb der Schweiz anbieten. Wenn Krypto-Asset-Dienste ausschliesslich in der Schweiz und für Schweizer Kunden erbracht werden, wirken sich die MiCAR-Bestimmungen nicht auf das Servicedesign aus.

Primär- und Sekundärmarktverpflichtungen

MiCAR führt neue Verpflichtungen sowohl für den Primär- als auch für den Sekundärmarkt für Kryptodienste ein.

Primärmarkt

Emittenten am Primärmarkt müssen eine veröffentlichen Whitepaper mit Angabe des Emittenten und des ausgegebenen Krypto-Assets. Diese Anforderung soll für Transparenz sorgen und Anleger schützen.

Das Whitepaper

Die Erstellung des MiCAR-Whitepapers ist eine der zentralen Verpflichtungen, die von MiCAR vorgeschrieben werden. Detaillierte Spezifikationen zum Inhalt des Whitepapers für jede Kategorie finden Sie in MiCAR und seinen Anhängen. Hier finden Sie einen Überblick über die inhaltlichen Anforderungen und den Prozess.

Inhalt

Wenn Krypto-Assets öffentlich angeboten oder zum Handel auf einer Plattform zugelassen werden sollen, muss ein Whitepaper erstellt werden. Diese Regel gilt für alle Emittenten von Krypto-Assets in der EU, also Unternehmen, die Kryptowährungen jeglicher Art öffentlich anbieten oder deren Zulassung zum Handel beantragen.

Das MiCAR-Whitepaper ist ein Informationsdokument, das einem Wertpapierprospekt gemäss MiFID II ähnelt. Die genauen Anforderungen sind in MiCAR spezifiziert.

Ein Crypto-Asset-Whitepaper muss die folgenden Informationen enthalten:

Der Anbieter oder die Person, die die Handelszulassung beantragt
Der Emittent, falls dieser nicht der Anbieter oder der Antragsteller für die Handelszulassung ist
Der Betreiber der Handelsplattform, wenn er das Whitepaper erstellt
Das Crypto-Asset-Projekt
Das öffentliche Angebot oder die Handelszulassung
Die Krypto-Assets selbst
Die damit verbundenen Rechte und Pflichten
Die zugrundeliegende Technologie
Die Risiken
Die wichtigsten negativen Auswirkungen des Konsensmechanismus auf das Klima und andere Umweltfolgen

Zusätzliche Anforderungen hängen davon ab, ob die Krypto-Assets als ARTs, EMTs oder andere Krypto-Assets eingestuft werden. Alle notwendigen Informationen müssen klar, fair und nicht irreführend sein. Verstösse gegen diese Pflicht können zu Schadensersatzansprüchen führen, weshalb besondere Sorgfalt geboten ist.

Prozess

Nachdem das Whitepaper erstellt wurde, muss es vor der Veröffentlichung bei der zuständigen nationalen Behörde des betreffenden EU-Staates eingereicht und von dieser genehmigt werden. Die zuständige Behörde überprüft das Whitepaper auf Vollständigkeit und Einhaltung aller Anforderungen.

Sobald die zuständige Behörde die Genehmigung erteilt hat, muss das Whitepaper öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies kann beispielsweise über die Website des Emittenten erfolgen. Die zuständige Behörde kann das Whitepaper auch auf ihrer eigenen Website veröffentlichen.

Wenn das Whitepaper wesentlich geändert wird, muss dies innerhalb von sieben Tagen der zuständigen Behörde gemeldet und ebenfalls veröffentlicht werden.

Sekundärmarkt

Für den Sekundärmarkt, der den Kryptohandel beinhaltet, schreibt MiCAR eine Zulassung in der gesamten EU vor. Dies ist zwar nicht für alle EU-Staaten neu, aber in einigen gab es vor MiCAR nur Massnahmen zur Registrierung und zur Bekämpfung der Geldwäsche. Die Autorisierung beinhaltet die Erfüllung und Aufrechterhaltung bestimmter Anforderungen.

MiCAR reguliert bestehende Kundenbeziehungen nicht explizit. In der Regel zielen regulatorische Massnahmen auf neue Dienste ab, die nach dem Inkrafttreten der Verordnung eingeführt wurden. MiCAR legt jedoch Übergangsfristen für Dienste und Angebote fest, die vor dem 30. Dezember 2024 eingeführt wurden, sodass diese unter bestimmten Bedingungen weitergeführt werden können, bis eine Genehmigung vorliegt.

Praktische Prüfung: Beispiel

Stellen Sie sich einen Schweizer Verband vor, der eine dezentrale Plattform für den Handel mit digitalen Kunstwerken betreibt und verschiedene Arten von Tokens ausgibt:

Utility-Token (ARTY): Gewährt Zugriff auf exklusive Plattformfunktionen wie spezielle Kunstauktionen und Rabatte auf Transaktionsgebühren.
Zahlungstoken (PAYCOIN): Wird auf der Plattform als Zahlungsmethode für den Kauf und Verkauf von Kunstwerken verwendet.

Einstufung nach MiCAR

Utility-Token (ARTY): MiCAR gilt, wenn diese Token handelbar sind und an Krypto-Börsen angeboten werden. Da ARTY einen speziellen Plattformzugang bietet und gehandelt werden kann, kann sich MiCAR bewerben. Der Verband muss daher die Anforderungen von MiCAR einhalten, einschliesslich der Registrierung und Veröffentlichung eines Whitepapers, in dem die Funktionen und Risiken des Tokens detailliert beschrieben werden.

Zahlungstoken (PAYCOIN): MiCAR deckt Zahlungstoken ab, die als Zahlungsmittel verwendet werden. PAYCOIN würde daher MiCAR unterliegen. Der Verband muss daher sicherstellen, dass PAYCOIN die Sicherheitsstandards, Verbraucherschutz- und AML-Anforderungen erfüllt, und sich bei den zuständigen Behörden registrieren lassen.

In diesem Beispiel muss der Schweizer Verband seine Token gemäss den Klassifizierungsrichtlinien von MiCAR sorgfältig bewerten. Sie müssen eine detaillierte Dokumentation erstellen und möglicherweise ihre Geschäftstätigkeit an die regulatorischen Standards der EU anpassen.

Fazit

MiCAR führt neue Verpflichtungen für Schweizer CASPs und Emittenten ein, die mit Kunden aus der EU zusammenarbeiten. Die Einhaltung dieser Vorschriften gewährleistet den legalen Betrieb auf dem EU-Markt, was unterstreicht, wie wichtig es ist, die Anforderungen von MiCAR zu verstehen und einzuhalten. Schweizer Unternehmen müssen ihre Aktivitäten sorgfältig prüfen und sicherstellen, dass sie die regulatorischen Standards von MiCAR erfüllen, um Strafen zu vermeiden und einen reibungslosen Betrieb in der EU zu gewährleisten. Die Verordnung unterstreicht die Notwendigkeit von Transparenz, Sicherheit und Verbraucherschutz auf dem sich entwickelnden Markt für Krypto-Assets und setzt hohe Massstäbe für die Marktteilnehmer.